Die Stadt Agadez liegt am Eingang zur Sahara. Bis 2023 gilt sie als sicherheitspolitischer Anker der Europäischen Union in Westafrika. Von hier aus wurden Migrationsströme beobachtet, Polizisten und Grenzsoldaten ausgebildet. Eine virtuelle Grenze sorgte dafür, dass nur noch wenige Migrant*innen von Agadez mit Genehmigung Richtung Mittelmeer weiterreisen dürfen. Den Bürgern der Stadt versprach man dafür die Jugendarbeitslosigkeit, Kriminalität und Korruption zu bekämpfen.

Diese Maßnahmen hat der engagierte Bürgermeister und Protagonist des Films, Rhissa Feltou, mitverhandelt. Doch seine bürgernahen sozialdemokratischen Ansätze bringen ihm den Zorn der Staatsmacht ein, die stark von den europäischen Hilfsgeldern profitiert. Als immer mehr Hilfsgelder der ambitionierten Projekte versickern, putscht das Militär gegen den Präsidenten.

In nur sechs Monaten wird aus dem demokratischen Musterstaat Westafrikas eine autokratische Diktatur. Das Ressentiment gegen die ehemalige Kolonialmacht Frankreich führt dazu, dass alle Abkommen mit der EU aufgelöst werden. Die zivilen und militärischen Ausbildner Europas und der USA müssen geschlossen abziehen, während nur wenige Tage später Russland neues Kriegsmaterial und Militärexperten anliefert.

Der Film On the Border zeichnet über einen Zeitraum von fünf Jahren das tägliche Streben dreier Stadtbewohner*innen gegen die sozialen und politischen Missstände nach. Dabei ist ein sensibles Porträt der Tuaragstadt am Kreuzungspunkt der Kulturen entstanden. Eine exemplarische Geschichte, die das Scheiterns des Paktes mit Europa sichtbar macht.