 
Preisträgerin Alexandra Makarová (PERLA) mit der Filmpreis-Jury © Viennale / Alexi Pelekanos
Der Wiener Filmpreis, eine von der Stadt Wien gestiftete Auszeichnung, gilt einem aktuellen österreichischen Langfilm, der im vergangenen Jahr zur Aufführung gelangte. Er wird traditionell am Abschlussabend des Filmfestivals Viennale vergeben. Die Dotierung des Preises besteht aus einem Geldbetrag, der von Seiten der Kulturabteilung der Stadt zur Verfügung gestellt wird, sowie von Sponsor*innen gestifteten monetären Zuwendungen.
Die Jury des 12. Wiener Filmpreises bestand aus Michelle Cotton (Künstlerische Direktorin der Kunsthalle Wien), Felix Hoffmann (u.a. Künstlerischer Direktor des FOTO ARSENAL WIEN) sowie Pia Reiser (Filmjournalistin bei Radio FM4).
Bester österreichischer Film
PERLA von Alexandra Makarová, Österreich/Slowakei 2025
Jurybegründung:
Dieser perfekt inszenierte Film zieht einen von der ersten Sekunde an in seinen Bann. PERLA ist ein Werk, das man nicht nur sehen und hören, sondern auch riechen kann – und das einen mit Sicherheit bewegen wird. Es kommt selten vor, dass eine Künstlerin in einem Spielfilm gezeigt wird, und noch seltener, dass Beziehungen zwischen Müttern und Kindern auf realistische, organische, humorvolle und berührende Weise dargestellt werden. Aber diese beiden Aspekte sind nur die Spitze des Eisbergs des facettenreichen Films PERLA. Dieses Drama, das sich langsam zu einem Thriller über staatliche Unterdrückung wandelt, wagt eine komplexe Herangehensweise bei der Darstellung jenes Orts, aus dem Perla einst floh. Es ist ein meisterhafter Film über Identität und die vielen Gesichter des Kalten Krieges.
Spezialpreis der Jury
GIRLS & GODS von Arash T. Riahi und Verena Soltiz, Österreich/Schweiz 2025
Jurybegründung:
Der Ansatz scheint zwar einfach zu sein, aber wann haben Sie das letzte Mal über ein Thema mit einer Person diskutiert, von der Sie wussten, dass sie Ihnen widersprechen würde? Inna Schewtschenko widmet sich der komplexen Thematik der Beziehung zwischen Feminismus und Religion. GIRLS & GODS ist fesselnd und ein Augenöffner, und mit seiner lockeren Herangehensweise und seinem Pop-Appeal predigt der Film nicht zu Bekehrten, sondern lädt alle ein, daran teilzuhaben. GIRLS & GODS widersetzt sich auch einer gängigen Konvention unter Dokumentarfilmschaffenden, die sich mit komplexen Themen befassen: das Publikum mit einem Gefühl der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit zurückzulassen. Schewtschenkos Aktivismus ist ebenso ansteckend wie ihre Furchtlosigkeit.
Der zum 15. Mal vergebene, von der Erste Bank initiierte und gesftiftete ERSTE BANK Filmpreis wurde indes zu gleichen Teilen dem FFW-geförderten Langfilm WHITE SNAIL sowie dem Kurzfilm ROJO ŽALIA BLAU von Viktoria Schmid zugesprochen. Die Auszeichnung ermöglicht u.a. einen Aufenthalt in New York City.
WHITE SNAIL von Elsa Kremser und Levin Peter, Österreich/Deutschland 2025
Jurybegründung:
WHITE SNAIL ist ein Film über zwei Außenseiter, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Masha durchläuft eine Ausbildung zu einem Model, um dem tristen Alltag in Minsk entgehen zu können, während Misha in einer Leichenhalle arbeitet. Beide finden auf ungewöhnliche Weise zueinander und es entwickelt sich eine fragile Liebesbeziehung, in der Schönheit und Tod – Eros und Thanatos – eng miteinander verwoben sind. Die Welt, in der sich die beiden Protagonist:innen wiederfinden, ist kalt und den Empfindungen feindlich, die beide füreinander entwickeln. In sensibel gestalteten Begegnungen, die von den beiden Darsteller:innen brillant verkörpert werden, wächst eine Liebesbeziehung, die Gegensätze des Milieus, des Alters und der Lebensplanung der beiden Charaktere ausblendet. Starke Kontraste und symbolische Bilder nehmen die Zuschauer:innen auf eine märchenhafte Reise des Paares mit. Nach nächtlichen Spaziergängen durch Minsk gipfelt die Erzählung in einem fast mystischen Waldausflug, bei dem die widersprüchlichen Gefühle der beiden ihren Höhepunkt erreichen. Der Film schafft es, die Emotionen sensibel aber auch direkt darzustellen und wird niemals langweilig. Die Protagonist:innen, die beide zum ersten Mal als Schauspieler:innen auftreten, überzeugen durch eine beeindruckende Präsenz und Authentizität. WHITE SNAIL ist ein Film auf der Höhe der Zeit – erfrischend und ehrlich. Trist und zugleich hoffnungsvoll werden eine feindliche Außen- und eine fragile Innenwelt gezeigt. In diesen gilt es zu überleben und seinen eigenen Weg zu finden.