Förderzusagen des Filmfonds Wien zur 1. Jurysitzung 2023 und zum 1. TV-Antragstermin 2023
15. Februar 2023 Ein bemerkenswert hoher weiblicher Anteil in den Einreichungen spiegelt sich in den vielen verschiedenen weiblichen Themen und Sichtweisen der aktuellen Förderzusagen des Filmfonds Wien wider. Die Genres reichen hierbei von Family Entertainment über Generationendrama bis Coming-Out-Komödie. In der TV-Förderung und auch der Projektförderung hat sich ein Serienschwerpunkt ergeben, dessen Bandbreite nicht minder beeindruckt: Vor der Herstellung stehen die Fantasy-Sitcom Followers und die Komödienserie Die Fälle der Gerti B., in Entwicklung sind Karl Markovics‘ Scifi-Satire Die Raumpfleger, die Mozart-Serie The Sound of Revolution und die Podcast-Verfilmung Shit Happens.
Bei der ersten Sitzung im Jahr 2023 erteilte die Jury, bestehend aus Christine Dollhofer, Peter Jäger, Malina Nwabuonwor, Andreas Rothbauer und Manfred Schmidt insgesamt 15 Projekten Zusagen für Herstellungen und Projektentwicklungen – Mittel in Höhe von 2,28 Millionen Euro wurden vergeben. Eingereicht waren 41 Projekte mit einer Antragssumme von 6,69 Millionen Euro.
Zum ersten TV-Antragstermin 2023 wurden 27 Fernsehprojekte mit der Gesamtantragssumme von 1,53 Millionen Euro eingereicht, 16 Projekte erhielten Zusagen vom Filmfonds Wien in Höhe von 1,16 Millionen Euro.
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Acht Herstellungen erhalten Förderung in Gesamthöhe von 1.929.000 Euro.
In dem Animationsfilm Monster Mia wird die zwölfjährige Mia unfreiwillig auf eine neue Schule geschickt. Überraschenderweise fühlt sie sich an der gruseligen Finsterwald-Akademie endlich zugehörig, denn hier sind die Schüler*innen Vampire, Werwölfe und andere Arten von Monster. Die majoritäre österreichisch-spanisch-deutsche Koproduktion wird von der Wiener Animationsschmiede Arx Anima gestemmt. Die Regie übernehmen Verena Fels und René Weinber nach dem Drehbuch von Jasmina Kallay und Katharina Reschke, die Fertigstellung ist für 2025 geplant.
Das Auenhaus, ein stattliches Haus in Mähren, verbindet die Leben dreier Frauengenerationen einer Familie. Als Hannah, die Jüngste, eine spontane Reise in das Haus ihrer Großmutter in Tschechien führt, tritt sie damit unbeabsichtigt eine tabuisierte Vergangenheit los, die mit ihren Traumata bis in die heutige Generation reicht. Die Wiener Plan C Filmproduktion wird gemeinsam mit der Prager Axman Production das Drama von Regisseurin und Autorin Tereza Kotyk als majoritäre Koproduktion umsetzen.
The Village Next to Paradise folgt einer somalischen Familie und ihrem täglichen Kampf über den Verlauf eines heißen und windigen Sommers. Ihre Geschichte ist unabdingbar mit der Geschichte ihres Landes verbunden, das mit Bürgerkriegen, Naturkatastrophen und dem postkolonialen Erbe zu kämpfen hat. Das Langfilmdebüt des für seine Kurzfilme mehrfach ausgezeichneten Autors und Regisseurs Mo Harawe („Will My Parents Come to See Me“) wird von der Wiener FreibeuterFilm als majoritäre Koproduktion mit der Pariser Kazak Productions verwirklicht und im Sommer in Somalia gedreht werden.
Die mit Caroline Peters und Proschat Madani prominent besetzte Coming-Out-Komödie What a Feeling wird als österreichische Koproduktion der Praherfilm und der Nikolaus Geyrhalter Film ab Mai in Wien gedreht werden. In dem Projekt von Autorin und Regisseurin Katharina Rohrer lernt die frisch geschiedene Wiener Spitalsärztin Marie Teres die selbstbewusste Iranerin Fa kennen und hat erstmals die Chance, sich mit ihren eigenen Wünschen zu befassen.
Der Spielfilm des Nachwuchsduos Lilith Kraxner und Milena Czernovsky erzählt von Errol und Sasha, deren Alltag sich für einen Moment überschneidet. Ein wenig orientierungslos driften sie durch graue Wintertage in Wien. Über sanfte Blicke auf kleine Momente, auf Begegnungen und Berührungen entfaltet sich langsam die Dramatik des Alltäglichen. Witterungen ist das Porträt zweier junger Menschen, exemplarisch für eine Generation auf Identitätssuche.
Der Dokumentarfilm STOFF/LACE Relations des österreichisch-nigerianischen Regieteams Annette Baldauf, Remi Vaughan-Richards und Katharina Weingartner befasst sich mit der gegenseitigen Abhängigkeit von Nigeria und Österreich durch das zarte Textilelement Spitze. Der Textilgeschichte folgend, enträtselt sich die Geschichte von Nigerias Ära nach der Unabhängigkeit bis hin zu den Geistern, die in der österreichischen Kolonialgeschichte verweilen. Die Wiener Pooldok Film produziert.
In seinem neuen Projekt Atmosphere begibt sich Erfolgsdokumentarist Erwin Wagenhofer mit gesellschaftsanalytischem Ansatz auf eine weltumspannende Ursachensuche des Klimawandels und der Erderwärmung. Die Imagine Film Cooperation produziert.
Der Kinodokumentarfilm Projekt Ballhausplatz, produziert von Langbein & Partner, widmet sich der politischen Karriere von Sebastian Kurz und dessen zwei Regierungszeiten. Stilistisch nähert sich der Filmemacher Kurt Langbein dem Thema über eine Collage aus TV-Beiträgen und persönlichen Erlebnissen von Mitstreiter*innen und Kritiker*innen.
Sieben Projektentwicklungen erhalten Förderung in Gesamthöhe von 375.000 Euro.
Die Superfilm projektiert die Serie Die Raumpfleger, deren Drehbücher von Karl Markovics stammen, der in Folge auch die Regie übernehmen soll. Die Science-Fiction-Satire erzählt die Abenteuer einer Gruppe schlecht ausgebildeter Astronaut*innen, die mit ihrem Raumschiff für die Beseitigung von Weltraummüll verantwortlich sind.
Die sechsteilige Miniserie Shit Happens erzählt nach einer wahren Begebenheit die Geschichte vom Aufstieg und Fall der mächtigsten Haschischdealerin im Wien der 1990er Jahre. Das Projekt basiert auf dem gleichnamigen Podcast von Autorin Magda Woitzuck, die gemeinsam mit Wolfgang Widerhofer auch die Drehbücher verfasst. Die Nikolaus Geyrhalter Film produziert.
Die Wiener Satel Film plant gemeinsam mit der Berliner Good Friends Filmproduktion eine Serie über Aloisia Lange und Wolfgang Amadeus Mozart. Autor Martin Ambrosch erzählt in The Sound of the Revolution, wie die von der französischen Revolution aufgerüttelte Sängerin und das aufsässige Genie ihren Kampf gegen die bestehenden Machtverhältnisse führen – mit musikalischen Mitteln.
Mit ihrem Biopic King of Jews planen die Wiener Samsara Film und die Tel Aviver 2-Team Productions eine Verfilmung der Lebensjahre Theodor Herzls, während dieser sein Hauptwerk „Der Judenstaat“ verfasste und veröffentlichte. Das Drehbuch stammt von Evgeny Ruman, die Regie soll Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky („Die Fälscher“) übernehmen.
Das Dokumentarprojekt Tagebuch einer Botschafterin der Autorin und Regisseurin Natalie Halla begleitet die afghanische Botschafterin in Wien, die sich seit der Machtübernahme der Taliban in einer bizarren Situation befindet: sie vertritt ein Land, dessen alte Regierung geflohen und dessen neue Taliban-Regierung international keine Anerkennung findet. Unter immer schwierigeren Bedingungen beschließt sie, ihren mutigen Kampf um die Rechte der Frauen und Mädchen Afghanistans als Botschafterin fortzusetzen. Das Projekt wird von der Golden Girls Filmproduktion vorbereitet.
Rose ist das neue Kinoprojekt von Autor und Regisseur Markus Schleinzer, das von der Wiener Schubert Füm vorbereitet wird. Der Film porträtiert eine Frau im 17. Jahrhundert, die, um ihrer Benachteiligung zu entkommen, als Mann verkleidet lebt.
Die Ulrich Seidl Film entwickelt das Langspielfilmdebut von Autorin und Regisseurin Lisa Weber („Jetzt oder morgen“). In Vorwärts, rückwärts, seitwärts, stopp stellt sich die junge Yvonne, eine glücklich verheiratete Hand- und Fußpflegerin, die Frage, ob das Leben für sie nicht mehr zu bieten hat.
Zwei fiktionale und 14 dokumentarische TV-Projekte erhalten Förderung in Höhe von 1.157.450 Euro.
In der Serie Followers müssen sich vier gewöhnliche Mitte-Zwanzig-Jährige in einer Welt zurechtfinden, die von Zombies, Dämonen, Aliens, Vampiren und Werwölfen bevölkert ist. Und selbst mit dem richtigen Rüstzeug für eine jede Monster-Attacke, ist es oft nicht leicht, eine Date Night unbeschadet zu überstehen. Die Sitcom wird von der Rundfilm nach Drehbüchern von Peter Bruck unter der Regie von Marc Schlegel verwirklicht.
Susi Stach muss als Floridsdorfer Ermittlerin in Die Fälle der Gerti B. nicht nur knifflige Kriminalfälle lösen, sondern auch den Widrigkeiten des Lebens trotzen: Von ihren Vorgesetzten bei der Beförderung übergangen und daheim mit einer festgefahrenen Ehe konfrontiert, bringt zudem ein neuer Fall die Ermittlungen näher an ihr Umfeld heran als ihr lieb ist. Mit der Komödienserie wird die erfolgreiche Stadtkomödie „Der Fall der Gerti B.“ unter der Regie von Sascha Bigler fortgesetzt, die Lotus-Film produziert.
Insgesamt wurden 14 dokumentarische TV-Projekte mit einer Gesamthöhe von 542.450 Euro gefördert. Darunter findet sich die Doku-Serie Wiener Genussgrätzel mit Florian Holzer, die die Jenseide OG („Ochs im Glas“) mit dem Wiener Regionalsender W24 umsetzt und die Dokumentation Die Lobau, deren Geschichte und Besonderheiten von der Praherfilm erforscht werden.
Unter den geförderten Dokumentationen finden sich zahlreiche Produktionen, die mit internationaler Senderbeteiligung entstehen, wie Europas vergessene Sklavinnen und Die vielen Gesichter der Vaterschaft der Nikolaus Geyrhalter Film, Verbotenes Begehren – Meilensteine Queerer Geschichten der Vienna Set Production und Death & Taxes der Friedrich Moser e.U..